Erich Mühsam, der Knast und das Jiu-Jitsu
(Ein Fundstück von Christian. Der befasst sich offenbar nicht nur mit Ju Jutsu, sondern auch und zwar beruflich mit Erich Mühsam: Er macht den Satz für die Mühsam-Tagebücher.)
Aus dem Gefängnistagebuch Erich Mühsams
„Niederschönenfeld, Dienstag, d. 14. Februar 1922.
(…) Im ersten Stock hatten ein paar Athleten einen Kurs zur Körpergewandheit und Kräftigung durch Jiu-Jitsu-Unterricht angefangen. Heute kam ein Aufseher dazu, dem auf seine Frage, was das bedeute, wahrheitsgemäße Auskunft gegeben wurde. Er verschwand, aber statt seiner erschien der „Oberverwalter“ Rieblinger (diese Ober-Unterbeamten führen lauter verschiedene Titel, die ich auch nach Abbüßung meiner ganzen 15 Jahre noch nicht auseinanderzuhalten gelernt haben werde): Der
Unterricht müsse sofort abgebrochen werden, diese Übungen seien streng verboten. Nach einer Weile erschien er wieder und forderte im Auftrage des Staatsanwalts die Herausgabe des Lehrbuchs, das seinerzeit anstandslos durch die Zensur hereingekommen war. Eine ungeheuere Gefahr ist also wieder vom „Freistaat“ Bayern abgewandt, und die schwer bewaffneten über 100 Mann zählenden Aufseher und Weißgardisten, die uns bewachen, können beruhigt aufatmen, da die 60 unbewaffneten Gefangenen nicht lernen dürfen, wie mit Faustkampf und Beinstellen der Sieg über Gewehr, Pistole und Handgranate errungen werden kann. (…)“
Erich Mühsam war ein deutscher Anarchist, geboren 1878, 1934 im KZ Oranienburg ermordet. Er wurde 1919 wegen Beteiligung an der Münchner Räterepublik verhaftet und zu 15 Jahren
Festungshaft verurteilt; 1924 amnestiert. Wer mehr wissen will, findet weitere Informationen bei der Wikipedia, auf Muehsam.de und bei der Erich-Mühsam-Gesellschaft.
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