Japan-Reise: Tag 6 – Hiroshima
Der sechste Reisetag begann mit einem Besuch im Friedenspark von Hiroshima. Der Atombombendom steht am sogenannten Hypocenter des Atombombenabwurfs vom 6. August 1945. Der offiziellen Geschichtsschreibung zufolge hatten die Amerikaner verschiedene Alternativen, um den Krieg in Fernost zu beenden: Sie konnten eine – verlustreiche – Invasion der japanischen Hauptinseln durchführen, sie konnten sich mit Stalin einigen und eine Unterstützung durch sowjetische Truppen in Anspruch nehmen, die dritte Variante war eine Zusammenarbeit mit dem Kriegsgegner, dem Regime in Tokio, oder als vierte Möglichkeit der Abwurf einer Atombombe wählen, die die zwar geschwächten, aber immer noch kampfbereiten Japaner zur Kapitulation zwingen sollte.
Das Ergebnis ist bekannt. Im Friedenspark trafen die Berliner Tungs Aktivisten, die der offiziellen Geschichtsschreibung widersprachen. Was immer wahr sein mag – wirklich gut kommt kaum jemand der beteiligten Entscheidungsträger weg. Auf allen Seiten.
Im Friedensmuseum, das nicht nur von Touristen, sondern auch von vielen japanischen Schulklassen besucht wird, werden Ablauf und Auswirkungen der Bombardierung drastisch und in ihrem vollen Schrecken dokumentiert. In der Nähe des Hypocenter traten Temperaturen von mehreren Tausend Grad Celsius auf. In einem Umkreis von fast 3 Km kam es zu unvorstellbaren Zerstörungen. Alles Leben wurde im Nahbereich ausgelöscht, die Strahlen-Dosis von 7000 Miilisievert führte zum akuten Strahlentod. Etwas weiter traten schwere Verbrennungen oder Strahlenschäden auf, die als Folgeschäden zu Krebserkrankungen führten.
Anders als bei Unfällen in Kernreaktoren sank die Strahlenbelastung sehr rasch wieder ab – die Atombombe setzte keine Isotopen mit langer Halbwertszeit frei. Schon nach einer Woche war die Strahlenbelastung auf ein Millionstel abgesunken. Doch die Stadt war komplett zerstört – im Museum wird die Vernichtung von Gebäuden und Brücken, aber auch die Auswirkungen auf die Menschen eindringlich präsentiert. Es ist wenig erstaunlich, dass die Berliner die Ausstellung nachdenklich und einigermaßen deprimiert verließen.
Mit Zug und Fähre ging es auf die Schrein-Insel Miyajima. Dort traten die dunklen Gefühle allmählich etwas in den Hintergrund, aber so ganz verlassen sie einen wohl nie mehr, wenn man diese Bilder gesehen hat.
Vor dem berühmten Tor des Itsukushima-Schreins von Miyajima, das bei Flut auf dem Wasser zu schweben scheint, war Fototermin. Allerdings war gerade Ebbe.
Die Aufnahmen wurden standesgemäß im Gi absolviert.
Abends, zurück in Hiroshima, bei Tiriyaki-Burger und Bier, zeigte diese Stadt in der Nähe des Meeres an einem milden Abend auch ein anderes, freundliches und angenehmes Gesicht. Vielleicht lernt man deshalb so viel beim Reisen, weil man dabei den Widersprüchen nicht entgehen kann, die die Welt prägen?
Morgen geht’s nach Nagoya zum Ise-Schrein und dann steht auch etwas Interdisziplinarität auf dem Plan – ein Besuch in einem Aikido-Dojo.
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